“War ich so schlecht? Wollt ihr jemand anderen?” fragte mich ein erstaunter Artur Kolodziejski im Rahmen des Phoenix-Cups am vergangenen Wochenende in Hagen auf meine Frage, ob er denn auch diese Saison Kapitän der Mannschaft bleiben würde. Hintergrund: Ein Kollege vom Express hatte Artur einige Tage zuvor genau die gleiche Frage gestellt. “Ja doch, solange es da keine Einwände im Team gibt, werde ich weiterhin Kapitän bleiben!” schob er dann aber gleich hinterher.
Damit wäre eine weitere wichtige Frage im Hinblick auf die neue Saison geklärt. Und Sinn macht es eh: Artur ist nicht nur dienstältester Spieler bei den Baskets, sondern auch seit jeher eine der Identifikationsfiguren im Team. Wer wäre sonst noch in Frage gekommen? Höchstens den erfahrenen Chris Ensminger oder Vincent Yarbrough hätte man diesen Job noch zugetraut. Dass es aber Artur bleibt zeigt, wie viel wert die Telekom Baskets auf deutsche Spieler legen, die Verantwortung übernehmen können und wollen.
Natürlich ist Artur Kolodziejski kein Nachwuchsspieler mehr und steht abseits des Feldes auch nicht so häufig im Mittelpunkt wie seine amerikanischen Kollegen, aber der smarte Defensivspezialist hat durchaus etwas zu sagen, wenn man ihn denn fragt. Und genau das haben wir kurz nach der 91:95-Niederlage im Halbfinale des Phoenix-Cups getan:
baskets|blog: Schön, dass du dir für uns Zeit nimmst…Eure Vorbereitung ist in vollem Gange, wie läuft es bislang?
Artur Kolodziejski: Naja, so ein Spiel wie heute schallt natürlich noch ordentlich nach. Aber eigentlich würde ich sagen, es läuft ganz gut! Wir haben im Vergleich zu anderen Teams recht spät angefangen und dafür sieht das teilweise schon recht flüssig aus! Natürlich haben wir noch einiges an Arbeit vor uns…Das heute war einfach eine mentale Geschichte. Die kamen raus, haben gekratzt und gebissen und wir waren nicht bereit das anzunehmen.
baskets|blog: Hat zur heutigen Niederlage auch beigetragen, dass ihr Hagen beim Rhein-Main-Cup in Rhöndorf schon zwei Mal spielen und verlieren gesehen habt?
Artur Kolodziejski: Ja, das kann schon sein. Vor allem haben sie auch ja gegen die Holländer verloren, die wir mit 30 Punkten geschlagen haben. Da konnte man schon leicht denken: Die sind echt schlecht. Aber die Hagener sind heute hier – das erste Mal vor heimischem Publikum – komplett anders aufgetreten und waren viel aggressiver als wir. Und das darf nicht passieren, weil das ja eigentlich unsere Basis ist: Die aggressive Verteidigung. Wir haben da auch noch viele Abstimmungsfehler gemacht.
baskets|blog: Du hast seit längerer Zeit mal wieder ein technisches Foul kassiert in einer Szene, die auch wir anders gesehen haben…
Artur Kolodziejski: Über das technische Foul war ich schon sehr überrascht. Ich habe ja schon lange kein T mehr bekommen. Wir müssen jetzt nicht über die Schiedsrichter sprechen, aber ich fand sie, um ehrlich zu sein, grausam. Sie waren einfach der Situation nicht gewachsen. Ich hab mich nicht nur in der einen Situation sehr aufgeregt. Tut mir aber natürlich Leid, weil sowas bringt uns als Team nicht weiter.
baskets|blog: Dein guter Kumpel und Teamkamerad Johannes Strasser ist aktuell verletzt und du musst den Job des Backup-Pointguards übernehmen. Man sieht, dass dir das nicht leicht fällt…Kannst du die Schwierigkeiten beschreiben, die so eine Aushilfsrolle mit sich bringt?
Artur Kolodziejski: Man muss sich einfach auf ganz andere Dinge konzentrieren als sonst und diese Dinge sind bei mir nicht automatisiert. Da hast du schon viel mit dir selbst zu tun und willst dann einige Sachen richtig machen, die eigentlich selbstverständlich sind, aber halt nicht so locker funktionieren. Gerade auch gegen Galatasaray: Wir hatten noch nichts gegen die Presse vorbereitet und dann pressen die natürlich sofort und das war schon eine beschissene Situation. Besonders wohl habe ich mich dabei nicht gefühlt. Ich hoffe wirklich, dass JJ schnell wieder fit wird, so dass ich auch in einen normalen Spielrhythmus komme.
baskets|blog: Wie gefällt dir die diesjährige Spielphilosophie im Gegensatz zu der des vergangenen Jahres?
Artur Kolodziejski: Mit dieser Kontrastierung ist das ja immer so eine Sache. Es ist schwer die Geschichte mit der Gegenwart zu vergleichen und da eine Wertung vorzunehmen. Aber es ist schon so, dass wir kreativere Spieler haben, z.B. Bryce, der dann schon mal eher den freien Mann sieht. Jared ist ja sowieso ein sehr, sehr kreativer Spieler. Über Chris brauch man glaube ich kein Wort verlieren: Der hat schon zigfach bewiesen, dass er Wege findet, um zu gewinnen, um erfolgreich zu spielen und auch alles dafür tut. Tim ist noch nicht so lange dabei, aber der wird sich auch noch in die Mannschaft einfinden, da sehe ich kein Problem. Was aber noch viel wichtiger ist, ist, dass das alles gute, vernünftige Typen sind. Gerade bei Niederlagen und heute haben wir halt die erste eingesteckt. Die Charaktere werden noch immens wichtig, wenn man mal einige Niederlagen in Folge kassiert und es einfach nicht so läuft.
baskets|blog: Wie bewertest du, dass Tim Ohlbrecht erst sehr spät ins Mannschaftstraining eingestiegen ist und auch das Trainingslager verpasst hat?
Artur Kolodziejski: Gerade in der Mannschaft ist das nicht so problematisch. Der Tim ist ja auch kein stiller Typ. Ich glaube, dass das hier eine Situation ist – und das sieht er auch selbst – in der er aufblüht. Ich weiß nicht, was in Bamberg war, aber man merkt schon, dass er ein offener Typ ist, der auch viel von sich erzählt…Mit Alex hat er auch direkt jemanden gefunden mit dem er öfter abhängt.
baskets|blog: Wie ist das so, jetzt mit der ehemaligen Hassfigur der Baskets-Fans (Chris Ensminger) zusammen zu spielen?
Artur Kolodziejski: Da hab ich echt News für Euch…Bei dem Chris, den ich bislang kannte, da dachte ich immer: Boah, der ist ja echt unsportlich, der ist bestimmt auch eine Hasskappe neben dem Spielfeld. Aber so ist es gar nicht! Er ist ein echt netter, vernünftiger Typ. Man mag es kaum glauben, aber er ist ein toller Mitspieler bisher und wird uns gut weiterhelfen können. Er hat jetzt zwar kein Repertoire von 100 Lowpost-Moves, aber die, die er macht, haben Hand und Fuß. Der kann richtig Basketball spielen.
(Just in diesem Moment kommt Bernd Kruel, ehemaliger Baskets-Center und nun im Dienst von Phoenix Hagen, dazu und wirft ein: “Für ‘n Kruel reicht’s auf jeden Fall noch…” In der Tat hatte Chris Ensminger den Hagener Centern bei der knappen Niederlage 21 Punkte eingeschenkt. So viele Punkte wie Ensminger in den letzten fünf Saisons in den Trikots von Paderborn und Bamberg insgesamt nur drei Mal erzielen konnte.)
baskets|blog: Artur, vielen Dank für deine gewohnt ehrlichen Worte und viel Erfolg in der weiteren Vorbereitung und in der neuen Saison!
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Zu der Frage dass man ja in Rhöndorf Hagen schon 2x spielen und verlieren gesehen hat, fällt mir noch ne kleine Anekdote ein.
Da hat Artur nämlich gar nicht bekommen dass Rhöndorf führte und dachte man wollte ihn veräppeln als er darauf angesprochen wurde… aber das war ja auch ne böse Falle, dass die Rhöndorfer Punkte unter Gast angezeigt wurden.
Bei Artur gilt auf jeden Fall: Einmal Drache, immer Drache… daher drück ich ihm diese Saison auf jeden Fall wieder besonders die Daumen, dass er ne gute Spielzeit hinlegt.
der artur,mensch ewig her .und sein traum wurde ja fast wahr,jetzt zur NBA,ab in die usa
einen dicken gruss von der frau ,die immer chinesisch gekocht hat für dich.