Die Veröffentlichung des Interviews aus dem aktuellen KURIER, der Hochschulzeitung der Deutschen Sporthochschule Köln, wurde uns freundlicherweise genehmigt von Sabine Maas, Leiterin der Presse-, Informations- und Transferstelle. Der Hinweis auf das Interview kam von baskets|blog-Leserin Jellina Adrian. Vielen Dank an beide!
Karsten Schul, 42 Jahre, arbeitete im Trainerstab von Bayer Leverkusen, Brandt Hagen und den Telekom Baskets Bonn, wo er u.a. für die Jugendabteilung verantwortlich war. Mit dem neuen Basketball-Lehrbeauftragten der DSHS sprach Sabine Maas.
KURIER: Du hast neun Jahre für die Telekom Baskets gearbeitet. Was hat den Ausschlag gegeben, als Dozent an Deine ehemalige Hochschule zu wechseln?
Karsten Schul: Der Kontakt zur SpoHo ist nie abgerissen, ein Job hier war immer mein Traum – unter diesem Motto hab ich mich auch auf die Stelle beworben. Und jetzt kann ich nur sagen, ich bin von dem einen Traumberuf, dem bei den Baskets, in den anderen Traumberuf gewechselt. Mein Leben lang habe ich Basketball gespielt und gelehrt, und jetzt kommt auch noch die Forschung dazu. Die Möglichkeit Forschung und Lehre in dieser einzigartigen Form an der SpoHo miteinander zu kombinieren – das ist wirklich ein Traum, und das ist nicht nur so dahin gesagt. Gerade die Neuausrichtung unseres Instituts eröffnet viele interessante Wege für den Sport im Allgemeinen, aber auch für Basketball im Speziellen – Stichwort Spielanalyse mit neuronalen Netzen und leistungsrelevante kognitive Diagnostik. Im letztgenannten Bereich wurde mir sogar die Möglichkeit zur Promotion gegeben, bereits im kommenden Frühjahr werde ich mit der Datenerhebung beginnen.
KURIER: Wie kannst Du Deine Erfahrung als Bundesligaspieler und -trainer in die Basketballkurse einbringen?
Karsten Schul: In jedem Seminar und in jeder Praxiseinheit werde ich versuchen, meine Erfahrungen aus dem Profibereich einfließen zu lassen. Ich freue mich, wenn die Studierenden zum Profi-Geschäft Fragen stellen, und erläutere gerne die Unterschiede zum Amateurbereich oder zur Schule. Vielleicht kann man mit dieser Vorerfahrung die Faszination „Basketball“ ein bisschen leichter vermitteln.
KURIER: Wie sind Deine Eindrücke nach den ersten Semesterwochen?
Karsten Schul: Ich unterrichte in Bachelor-, Lehramts- und Diplomkursen und habe dort die unterschiedlichsten Leistungsklassen. Das ist eine interessante Erfahrung! Bei den Diplomern oder auch den Bachelor-Spezialisierungen geht es richtig in die Tiefe, und bei den zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern steht natürlich die Vermittlung im Mittelpunkt. Das Schönste für einen Lehrenden ist es sicherlich, wenn man merkt, die Studierenden haben Spaß, kommen gerne zum Kurs. Einer meiner Bachelor-Kurse, zum Beispiel, dort ist die durchschnittliche Priorität 7 bis 8, es wollte also keiner den Kurs. Die haben inzwischen eine Art Schlachtruf entwickelt, kommen am Ende des Kurses nochmal alle zusammen und rufen laut „Prio 8!!!“, dann lachen sie und gehen nach Hause.
KURIER: Gibt es neue Ideen …?
Karsten Schul: Vielleicht gelingt es, im Sommer ein großes Freiplatz-Turnier zu organisieren. Außerdem möchte ich meine guten Beziehungen zu den Profi-Teams von Bonn oder Düsseldorf nutzen und mit den Studierenden, aber auch mit meinen Instituts-Kolleginnen und -Kollegen, die eine oder andere Exkursion durchführen.
KURIER: Zu Deinen neuen Aufgaben gehört auch die Betreuung unserer EXIST-Stipendiaten, die sich mit „BallSide“, einer globalen Internetplattform für den Jugend- und Amateurbereich im Basketball selbständig machen.
Karsten Schul: Eine Plattform, auf der jeder Basketballer, von der U 8 bis zur Ü 45, die Möglichkeit zur Darstellung hat, sich Infos holen kann, das gibt es bisher nicht, das ist weltweit einzigartig. Eine große Herausforderung, aber die Idee ist schon fantastisch! Man stelle sich vor, man kann sich Informationen von jedem Spieler holen, der bei dem kleinsten Dorfverein spielt…
KURIER: Wird es in Köln mittelfristig wieder einen Basketball-Erstligisten geben?
Karsten Schul: Die entscheidende Frage wird sein, ob man den geeigneten Weg speziell für Köln findet. Bisher scheint das nicht geklappt zu haben; es gelang nicht, neben Haien und FC zu existieren und mit dem selbst auferlegten Erfolgsdruck umzugehen. Bisher war vielleicht alles zu sehr auf den kurzfristigen Erfolg ausgelegt – was mit dem Pokalsieg und der Meisterschaft ja auch gelang. Aber wie schafft man es, mittel- und langfristig erfolgreich zu sein? Das wird die große Frage sein.
KURIER: Wie stehst Du zur Forderung von Bundestrainer Dirk Bauermann, die Zahl der Ausländer in der Bundesliga zu begrenzen?
Karsten Schul: Obwohl wir Trainer uns dafür ausgesprochen hatten, dass immer mindestens ein deutscher Spieler auf dem Feld stehen muss, wurde der Antrag leider abgeschmettert. Trotzdem ist der Weg von Dirk Bauermann genau der richtige. So wie er jetzt bei der Europameisterschaft mit der Nationalmannschaft gespielt hat, das war absolut fantastisch und hat richtig Spaß gemacht. Die Talente im deutschen Basketball sind da, sie müssen nur gefördert werden.
Related Posts
No related posts.
Kommentare